PIONIERARBEIT UNTER DER PICKELHAUBE (1893-1914)

Ende des 19. Jahrhunderts schickten sich auch die Männer vom europäischen Festland an, einem neumodischen Zeitvertreib nachzueifern, dessen Ursprünge auf den britischen Inseln zu finden waren. Auch viele Städte in Deutschland, im speziellen Leipzig, blieben davon nicht „verschont". Von der Mehrzahl der Turner und Funktionäre verschmäht - eine fremde, kampfbetonte Mannschaftssportart, dazu noch aus England - erfreute sich der Fußball mehr und mehr einer stetig wachsenden Zahl an Anhängern. Vor allem die Leipziger Schüler hatten eine neue Lieblingsbeschäftigung entdeckt. Nicht verwunderlich scheint es deshalb, wenn der Blick zu den Gründervätern der „Sportbrüder" Leipzig schweift. 

Am 11. November 1893 begingen unter Führung von Johannes Kirmse fast ausschließlich Mitglieder der 2. Realschule den historischen Akt. Wie schon erwähnt, war Fußball vielen ein regelrechter Dorn im Auge, erst recht beim ehrwürdigen ATV Leipzig von 1845. Interessiert hat dies die Aktiven des „Schöffler Clubs" - ebenso Fußballer bei jenem berühmten Leipziger Verein unter Leitung des Jura-Studenten Theodor Schöffler - in keinerlei Weise. Jedoch genügte ihnen die Rolle des ungeliebten Anhängsels nicht mehr, woraufhin Schöffler und Co. den eigentlichen „Ur-VfB" am 13. Mai 1896 aus der Taufe hoben. Bemerkenswert - nicht ein Gründungsmitglied war älter als 20 Jahre.

Erste Schritte auf dem Gohliser Exerzierplatz

Auf dem Gohliser Exerzierplatz fing es an. Immer wieder sonntags trafen sich die Unentwegten zum mehr oder minder gepflegten Ballspiel, und um von den vorbeigehenden Rosenthal-Spaziergängern abwertendes Kopfschütteln zu ernten. Sein historienträchtiges erstes Spiel gewann der VfB Leipzig am 5. Juli 1896 auf dem Lindenauer Sportplatz, alsbald 25 Jahre lang die Heimstätte des Vereins, mit 3:1 gegen den Leipziger Ballspiel-Club. Fasziniert und inspiriert zu gleich kehrte Schöffler wenig später aus Prag zurück. 

Dort war er Zeuge eines Duells zwischen dem hiesigen DFC Prag und einer englischen Mannschaft geworden. Die Spielweise der Gäste muss ihn dermaßen beeindruckt haben, dass sie als lohnendes Vorbild für die VfBer diente. Drei- bis viermaliges Training pro Woche bedeuteten von nun an keine Seltenheit mehr. Theodor Schöffler säte die Körner, welche alsbald zur „Frucht es Erfolges" reifen sollten. 

1898 zeigt sich in dem Sinne noch als aufschlussreiches Jahr, da es am 1. Juli zum Zusammenschluss mit den „Sportbrüdern" kam. Hoffnung auf etwaige Titel bestand zum damaligen Zeitpunkt auf keinen Fall, die ersten Stadtmeisterschaften sicherte sich der LBC. Derweil erweiterte die Mannschaft den eigenen Horizont über die heimischen Stadtgrenzen hinaus, nämlich mit Gastspielen bei zu den damalig stärksten deutschen Mannschaften zählenden DFC Prag oder Berliner FC Preussen. Mussten in den ersten Vergleichen noch empfindliche Schlappen hingenommen werden (Beispielsweise ein 0:8 in Prag am 12.März 1899), so entpuppten sich die Debakel nur als hilfreiche Lehrstunden im fußballerischen Entwicklungsprozess. Wie schnell die Leistungsexplosion von Statten ging, beweisen zwei Daten - 3:2 hieß es am 20. Januar 1901 gegen den BFC Preussen, um den gleichen Gegner etwas mehr als ein Jahr darauf (16. März 1902) mit einem 3:10 aus Berliner Sicht wieder Richtung Heimat zu schicken. 

Die Gründung des DFB:  Initiativen der VfB'er und Johannes Kirmses historische Worte

Wie viel visionäre Gedanken im VfB-Vorstand nicht nur für den eigenen Verein schlummerten, und warum jene „Schrittmacher" des Fußballs im Land für immer einen Platz im ewigen Glorienfoyer verdient haben, offenbarte sich endgültig am 28. Januar 1900. 

Mit den Worten: „Meine Herren! Die Zeit ist gekommen, die Notwendigkeit liegt vor, einen wohlorganisierten und Achtung gebietenden Deutschen Fußball-Bund ins Leben zu rufen. Überall empfindet man das Fehlen eines solchen", eröffnete Johannes Kirmse im Leipziger Restaurant „Zum Mariengarten" die Gründerversammlung des gegenwärtig größten und reichsten nationalen Fußballverbandes der Welt. 

Neben Kirmse hatten auch Dr. Ernst Raydt (Torwart der späteren Meistermannschaft von 1903), Johannes Röthig sowie Theodor Schöffler maßgeblichen Anteil an dieser Initiative. Sportlich konnte bis 1902 allerdings noch keine Vormachtstellung in der Stadt eingenommen werden. Der LBC und Wacker machten die Titel der Stadtmeisterschaften unter sich aus. 

In dieser Zeit zog es mittlerweile die ersten Schaulustigen zum Fußball, ja sogar die Presse ließ erste zarte Pflänzchen von Beachtung sprießen. Immer wieder wurden kleinere Meldungen veröffentlicht (es seien an dieser Stelle die Leipziger Neuesten Nachrichten und das Leipziger Tageblatt erwähnt).

Während der DFB noch in den Kinderschuhen steckte, lag das Augenmerk besonders auf dem Begehr, die landesweit beste Vereinsmannschaft zu ermitteln. Der fünfte DFB-Bundestag vom 17./18.Mai 1902 in München besiegelte die Durchführung einer Bundesmeisterschaft für die kommenden zwölf Monate. 

Im Pokalmodus spielten die Teilnehmer den Meister aus. Das Feld setzte sich aus den Siegern der jeweiligen Landesverbände (28 an der Zahl) zusammen. Ziemlich logische Idee, nur stellte sich die Umsetzung durch die Vereine als schwieriges, für viele Landessieger unüberwindbares finanzielles Unterfangen dar. Mitgliedsbeiträge und Zuschauereinnahmen reichten nicht annähernd für den Kostenaufwand, den es bei den anstehenden Zugreisen quer durch das Land zu bewältigen galt. 

Letzten Endes nutzten lediglich sechs Landesmeister ihre Startberechtigung - darunter auch die Fußballer des VfB. Wie kam es dazu? Die Truppe schien auf den Punkt genau von Schöffler vorbereitet. Die Leipziger Stadtmeisterschaft konnte souverän zum ersten Mal nach Lindenau geholt werden. 

Die Zeit, in denen die alten Rivalen Wacker und LBC Triumphe einfuhren, ward endgültig ad acta gelegt. Acht Siege, kein Punktverlust und überzeugende fußballerische Vorstellungen ließen erst gar keinen Zweifel am verdienten Titel aufkommen.

Mitten in der Vorbereitung auf das Endspiel zum mitteldeutschen Triumph gegen den Dresdner SC traf das Schicksal den Verein. Theodor Schöffler, Pionier, Visionär, Vorreiter und Trainer in einer Person, verstarb urplötzlich am 19. März 1903. Es blieb ihm verwehrt, die kommenden erfolgreichen Jahre selbst mitzuerleben. 

 

Der 3. Mai 1903 bescherte dem Verein den mitteldeutschen Titel. Der DSC besaß beim 0:4 nicht den Hauch einer Chance. Die deutsche Meisterschaft stand an. Dort bezwang der VfB in der Vorrunde Britannia Berlin (3:1) und im Halbfinale den Altonaer FC 1893 (6:3). Ein herrliches Kuriosum begleitet den Weg des Finalgegners. 

 

Das zweite Halbfinale zwischen dem Karlsruher FV und dem DFC Prag, welches in Leipzig ausgetragen werden sollte, fand nie statt. Nach großem Hin und Her des Spielortes wegen einigten sich beide Parteien auf die Messestadt. Wenige Stunden vor der geplanten Reise ins Sächsische erhielten die Badener ein Telegramm mit dem Hinweis der Spielabsage - Gefälscht! Der Übeltäter wurde nie ermittelt und die Karlsruher um ihre Meisterschaftschancen gebracht. Der KFV kam nie in Leipzig an, der DFB wies den Einspruch aus Gründen mangelnder badischer Sorgfalt ab und hatte seinen ersten wirklichen Skandal.

 

"Viktoria" in der Vitrine - Der VfB wird 1903 erster Deutscher Meister

 

Dem 31. Mai war es demnach vorbehalten, in die Historie des deutschen Fußballs einzugehen. Finanziell war keiner der Spieler derart auf Rosen gebettet, irgendwie auf luxuriöse Weise die Reise nach Altona zu begehen. Mehr als der völlig überfüllte Nachtzug dritter Klasse in die Elbmetropole war nicht zu realisierbar, Schlafmöglichkeit Fußboden oder Gepäcknetz inklusive. Ohne einen gewissen Franz Behr, Präsident des gastgebenden FC Altona, einziges Mitglied des Organisationskomitees, Kassierer des Eintrittsgeldes und Schiedsrichter in einer Person, lief am Tag des großen Finales überhaupt nichts. 

Seine Aufgaben vollbrachte er auch zur größtmöglichen Zufriedenheit, wäre da nicht dieser kleine Fauxpas in Form des fehlenden Spielballs gewesen. Mit einer halben Stunde Verspätung deklassierte der VfB Leipzig den DFC Prag vor 2.000 zahlenden, restlos begeisterten Kiebitzen mit 7:2, sicherte sich somit das Privileg, den Siegerpokal „Viktoria" erstmals in Empfang zu nehmen.

 

Auch britische Klubs waren auf das sächsische Husarenstück aufmerksam geworden. In mehreren freundschaftlichen Vergleichen über die Jahre bis zum Kriegsbeginn hinweg, gegen namhafte Gegner wie Celtic Glasgow (1:9), den FC Portsmouth (1:6), die Tottenham Hotspurs (1:3) oder den FC Middlesborough (0:7), zeigten diese den Leipzigern allerdings deutlich, wie groß die Unterschiede noch waren. Bereits im nächsten Jahr erreichte der VfB erneut das Endspiel, welches eigentlich in Kassel gegen Britannia Berlin stattfinden sollte. Doch der Karlsruher FV machte dem einen Strich durch die Rechnung, indem sie Protest für das eigene verlorene Viertelfinale (1:6 gegen Britannia) einlegten und Recht bekamen. 

 

Es war festgesetzt, die Meisterschaftspartien auf neutralem Boden (außer bei vorheriger Einigung der Mannschaften) auszutragen. Dies geschah bei besagtem Spiel nicht. Der DFB gab den Karlsruher klein bei, annullierte alle Partien - die Meisterschaft wurde ausgesetzt. Ein gewisser Camillo Ugi stieß derweil vom LBC zum VfB. Das Gesicht der Mannschaft änderte sich zusehends, was die Erfolge nicht beeinträchtigte.

 

Rekordmeister und ein Jahrhundertspiel

 

1906 drang der VfB zum dritten Mal binnen vier Austragungen ins Endspiel vor, ließ sich dort vom 1. FC Pforzheim nichts vormachen. Sie siegten in Nürnberg durch ein Tor von „Heini" Riso kurz vor Ultimo mit 2:1. In den Jahren danach folgten Stadt- und mitteldeutsche Meisterschaften fast im Fließbandakkord, doch gelang bis ins Jahr 1912 kein weiterer deutscher Meistertitel.
Ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde man zum dritten Mal deutscher, gleichzeitig auch Rekordmeister. In München-Sendling gelang vor 5.000 Zuschauern ein 3:1 Sieg über den Überraschungsfinalisten Duisburger Spielverein. „Bert" Adelbert Friedrich baute sich gleichzeitig sein eigenes Denkmal, denn nur jenem Spieler blieb es vorbehalten, bei allen drei Meistertiteln aktiv gewesen zu sein. Nicht „Don" Camillo Ugi, keinem Heinrich „Heini" Riso oder „Paulsen" Paul Pömpner war dieses Kunststück gelungen. 

 

Das letzte Kapitel dieser Epoche schließt sich mit dem denkwürdigen Finale von 1914. Die SpVgg Fürth bezwang in einem „Jahrhundertspiel" nach zweimaliger Verlängerung in der 153. Minute den Rekordmeister mit 3:2. Die Titelsammlung der Pioniere unter der Pickelhaube kann sich trotzdem mehr als sehen lassen - sechs Finalteilnahmen binnen zwölf Jahren, drei deutsche Meisterschaften, dazu noch sieben mitteldeutsche Siege - der VfB Leipzig stellte das „Who is who" des deutschen Fußballs.

EINE SENSATION DER GRAUEN MAUS (1918 – 1944)

In mehr als drei Jahrzehnten nach Ende des Ersten Weltkrieges knüpfte der VfB nie wieder an alte Leistungen an. Vier Mitglieder der Meisterelf von 1913 waren im Krieg gefallen. 

Nur vier mitteldeutsche Gaumeisterschaften konnten in den Jahren bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 gewonnen werden. 

Bei der anschließend deutschlandweiten Titelvergabe hätte man nur 1920 fast noch einmal für Aufsehen gesorgt. Doch der Club aus Nürnberg war auf seinem Weg zum Meistertitel auch von den Leipzigern nicht stoppen.

Altmeister auf dem absteigenden Ast - neue Heimat in Probstheida

Aufhorchen ließ der VfB entweder durch überraschende Niederlagen wie 1925 im Achtelfinale der Meisterrunde gegen den vermeintlich leichteren Gegner Breslauer SC 08 oder mit grandiosen Siegen bei Freundschaftspartien um die „Goldene Ananas". Zu spüren bekamen dies immerhin die jeweils frisch gekürten Meister der Jahre 1926 und 1927, ihres Zeichens Hertha BSC (4:3) sowie abermals Nürnberg (5:1). Kaufen konnte sich dafür keiner etwas. In diesem Zeitraum von fast 15 Jahren liefen Mannschaften wie der Hamburger SV, der 1.FC Nürnberg oder der FC Schalke 04 dem Altmeister den Rang ab. 1922 verließ der Club nach 25 Jahren seine „alte" Heimat Lindenau und schlug im gerade neu gebauten VfB-Stadion zu Probstheida seine Zelte auf. 

Die nach dem Zweiten Weltkrieg zu Ehren eines kommunistischen Widerstandskämpfers in Bruno-Plache-Stadion umbenannte Heimstätte wurde ohne Unterbrechung nie wieder verlassen. Nicht einmal das sportliche Mittelmaß konnte gehalten werden, die Jahre bis 1944 bilden den rapiden Absturz vom Rekordmeister zur grauen Maus. Als sportliches Vorzeige-Negativ-Erlebnis hierfür gilt das letzte Spieljahr vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in welchem erstmalig während des schon halben Jahrhunderts Vereinsgeschichte ein Abstieg aus der Elite-Klasse, der sächsischen Gauliga, zu verzeichnen war.
 

Ein einziger Tag jedoch sollte von der ganzen sportlichen Tristesse mit einem Schlag ablenken lassen. Der 3. Januar 1937 war als Termin des Endspiels um den erst zum zweiten Male ausgetragenen, späteren DFB-Pokal (In dieser Zeit war der Wettbewerb noch nach dem nationalsozialistischen Reichssportführer von Tschammer und Osten benannt) auserkoren. Das gesamte Kalenderjahr 1936 überdauernd, spielten mehr als 5.000 Mannschaften um die Trophäe. Der zweimalige Meister FC Schalke 04 und der VfB Leipzig, dessen erfolgreichste Tage scheinbar schon längst beendet waren, standen sich im David vs. Goliath-Vergleich vor der großen Kulisse von 60.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion gegenüber. 

 

Dass das Erreichen des Finals für die Sachsen durchaus verdient war, zeigt ein Blick auf den mehr als steinigen Weg in die Hauptstadt. Nicht weniger als vier der sechzehn aktuellen "Gaumeister" [1.SV Jena (Meister des "Gaus Mitte"), Vorwärts Rasensport Gleiwitz (schlesischer Meister), Berliner SV (Berliner Meister), Wormatia Worms (Südwest Meister)] mussten im Duell mit den Blau-Weißen die Segel streichen.

 

 

Der VfB bezwingt den "Schalker Kreisel" und wird Pokalsieger

 

"Pokalspiele haben ihre eigenen Gesetze" besagt noch heute eine abgedroschene, aber wohl doch in der Realität immer wieder gültige Regel. So auch in jenem Finale. Frech, unbekümmert und um ihre vermeintlich nicht vorhandene Chance wissend, spielte der Underdog groß auf. Mey und Gabriel trugen sich mit ihren Toren zum zwischenzeitlichen 2:0 in die Annalen ein. Der überragende Schlussmann Wöllner wurde berühmt geschossen und ließ die Königsblauen verzweifeln, denn bis auf den Anschlusstreffer in der 42. Minute blieb sein Kasten sauber. Die Sensation gelang, der VfB Leipzig war Pokalsieger 1936 (auch wenn das Finale auf Grund der Olympischen Spiele auf Januar 1937 verschoben wurde). 

 

4.000 mitgereiste Anhänger trauten ihren eigenen Augen nicht, feierten jedoch überglücklich das schier Unglaubliche. Am nächsten Morgen glich der Leipziger Hauptbahnhof einem Tollhaus. Trafen sich 1903 ein paar an den Händen abzählbare Freunde und Bekannte zur Begrüßung, so bereiteten 33 Jahre später viele tausende Leipziger der Mannschaft einen großen Empfang.

AUF STAATLICHER IDENTITÄTSSUCHE (1946 - 1965)

An Fußball verschwendete in den Monaten nach Kriegsende niemand einen Gedanke. Ferner verbot die sowjetische Besatzungsmacht im „Kontrollratsgesetz Nr. 2" ohnedem alle ehemaligen Sportvereine samt Traditionsnamen aufgrund ihrer Vergangenheit im Dritten Reich - aussichtslos auch eine etwaige Wiederbelebung des VfB Leipzig. 

Indes hingen die anstehenden Gründungen von neuen Vereinen an strengen Gesetzen. Aktive durften ausschließlich in Mannschaften spielen, die in ihrem Wohnbezirk ansässig waren. 

Der jeweilige Distrikt bestimmte gleichzeitig auch den Namen der Teams. Die SG Leipzig-Probstheida wurde in diesem Zuge von einstigen Fußballern und Repräsentanten des VfB wie zum Beispiel Gabriel, dem Torschützen des Pokalfinals von 1937, ins Leben gerufen. 

Zwei Jahre lang, bis in den Frühling 1948 hinein, war jener Beschluss unantastbar. Nach dessen Aufhebung stand die Premiere der so genannten „Ostzonenmeisterschaft" kurz bevor, wobei die SGP und ihre Nachfolger in den folgenden Austragungen nicht gerade Bäume ausrissen.

Labyrinthische Namens-Änderungen

Für wenige Monate lautete der neue Vereinsname dann BSG Erich Zeigner (nach dem ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister), ehe die BSG Einheit Leipzig Ost immerhin ganze fünf Spielzeiten überdauerte. 1953 schaffte besagte Truppe endlich den Aufstieg in die DDR-Oberliga, hielt dann auch knapp die Klasse. 

Labyrinthisch eröffnete sich weiterhin die Orgie von „Neu-Taufen" des Vereins, da nach dem Klassenerhalt von ELO nunmehr der SC Rotation die bevorstehenden Aufgaben anzugehen vermochte. 

Nebenbei sei noch erwähnt, dass auch Chemie Leipzig eine frische Anrede zugeteilt bekam - SC Lokomotive Leipzig. Fortan schwitzten demnach zwei Leipziger Vertretungen Woche für Woche in der höchsten Liga des Landes. 

Ein Pokalsieg 1957 für den SC Lokomotive, Rotation ging durchweg leer aus - sehr wenig Ausbeute für die zweitgrößte Stadt des Landes.
 

Im Jahre 1963 sorgte dann wiederholt politische Entscheidungen für weitreichende Auswirkungen in der Leipziger Fußballlandschaft, begründet mit der wenig schmeichelhaften Zeit der Leipziger Teams in den 50ern. „Leistungszentrum" lautet das neue Zauberwort. Die Sportobrigkeit verlangte endlich positive Ergebnisse und war gewillt, dies mit aller Macht zu bewerkstelligen. 

 

Einfache Formel: Man picke das Tafelsilber von Rotation und Lok (hier besser gesagt, das, was von der alten Chemie-Meistermannschaft übrig blieb) heraus, kollektiviert es in der „Sektion Fußball" des SC Leipzig und verschenkt den „Rest von Leipzig" zur... genau - BSG Chemie. Aber! Behält die BSG weiterhin als zweites Leipziger Oberliga-Team, und fertig ist die Meistermannschaft. Wie Recht die Herren Funktionäre wenig später doch hatten mit ihrer These…

 

Derby-Niederlagen entscheiden die Meisterschaft 1964

 

So begab es sich, dass beispielsweise Henning Frenzel, Manfred "Männe" Geisler, Wolfram Löwe, Peter Gießner, Claus Pfeufer oder Karl Drößler beim SCL anheuerten, währenddessen Klaus Lisiewicz, Scherbath, Walter oder Behla für nichtig befunden in den Auenwald Richtung Leutzsch „abgeschoben" wurden, wo Alfred Kunze sich ihrer annahm. 

 

Das Ende ist bekannt - Chemie vollbrachte 1964 das viel zitierte „Wunder von Leipzig". Die eleganten Techniker des SCL fabrizierten einen ordentlichen dritten Tabellenplatz. Als besonders bitter, dazu noch entscheidenden in Sachen Meisterschaft, fielen die gepaarten Derby-Niederlagen (0:3; 1:2) im Zentralstadion zu Buche. 

 

Immerhin trugen selben Jahres vier SCL-Spieler - Weigang, Frenzel, Geisler, Engelhardt - (von insgesamt sieben Leipzigern im Aufgebot) entscheidend zum Gewinn der Bronzemedaille in Tokio (Olympische Spiele) bei.

"SPHINX" DER OBERLIGA, STERNSTUNDEN IM EUROPACUP (1966 - 1991)

Auch in Leipzig wurde der Beschluss des DDR-Fußballverbandes, Leistungszentren in den jeweiligen Bezirken einzurichten, umgesetzt. Am 20. Januar 1966 stieg aus dem SC Leipzig der 1. FC Lokomotive Leipzig empor. Als Trägerbetrieb bekam der Club die Reichsbahn zugewiesen. 

Noch am Anfang brachte das in Probstheida nur kurzfristigen Erfolg. Im IFC-Cup konnte Norrköping mit 4:0 deklassiert werden, wodurch sich Lok den ersten internationalen Titel überhaupt für eine Mannschaft aus der DDR sicherte. Im Winter 1966/67 warf das Team um Kapitän Karl Drößler auch noch Benfica Lissabon mit dem amtierenden WM-Torschützenkönig Eusebio aus dem Messepokal. 

1969 stieg der FCL unglaublicherweise in die DDR-Liga ab. Mit den zwei Nationalspielern Henning Frenzel und Wolfram Löwe schaffte der Club in der darauf folgenden Saison am letzten Spieltag der Wiederaufstieg vor 30.000 Fans im Leipziger Plache-Stadion mit einem knappen 1:0-Sieg gegen den ärgsten Widersacher Gera. 

Um ein Haar wäre die sofortige Wiederkehr in das DDR-Oberhaus jedoch misslungen. Ein Unentschieden hätte dem Gegner Gera den Saisonerfolg beschert und Lok die Aberkennungen des Status als Leistungszentrum, welches dann folglich nach Leipzig-Leutzsch gegangen wäre, ein Aderlass der besten Spieler mit eingeschlossen.
 

Wiederaufstieg, Konsolidierung, UEFA-Cup-Halbfinale

Die darauf folgenden 20 Jahre brachten eine Konsolidierung der sportlichen Leistung des 1.FC Lok. Das Konzept der Konzentration fußballerischer Spitzenkräfte mittels Delegierungen spiegelte sich schon 1974 mit dem Erreichen des Halbfinales im UEFA-Cup wider. 

Gleich zwei für DDR-Mannschaften bis dahin als unschlagbar geltende Teams der Insel kegelte man aus dem Wettbewerb. Ipswich Town und die Wolverhampton Wonderers mussten sich neben Fortuna Düsseldorf und dem AC Turin geschlagen geben. 

Erst im Halbfinale stoppte die Lokomotive, war Tottenham Hotspur doch eine Nummer zu groß. Andererseits blieb Lok seiner spielerischen Klasse in der Oberliga des öfteren schuldig. 

Mittwochs im EC noch hervorragende Partien abgeliefert, angelten sich beständig eher mittelmäßige Mannschaften wie Cottbus oder Riesa den Sonnabend darauf Punkte im Vergleich mit den Blau-Gelben. Jene Eigenart der "Loksche" brachte ihr den Beinamen "Sphinx" der Oberliga ein.
 

Nichtsdestotrotz sprang 1976 der erste Pokaltriumph gegen den FC Vorwärts Frankfurt/Oder heraus. Fünf Jahre später wurde dann wiederum mit einem Sieg im Pokalfinale gegen Frankfurt/Oder das goldene Jahrzehnt für den Club eingeläutet. Sportlich sicherlich, neben den drei Meistertiteln als VfB Leipzig zu Beginn des 20.Jahrhunderts, die ertragreichste Zeit in der bis heute währenden Vereinshistorie. 

 

Zwei weitere Pokaltriumphe 1986 und 1987, zwei Vizemeistertitel 1986 und 1988 und mehrere Bronzeplätze in der Meisterschaft unterlegen die Jahre bis 1990. Lok war bis zur Wendezeit praktisch jedes Jahr im Europacup vertreten, und duellierte sich dort unter anderem mit dem AC Mailand oder dem FC Barcelona.

 

Auf dem Zenit: Die Europapokal-Saison 1987

 

Der Zenit ward 1987 erreicht, als nacheinander Glentoran Belfast, Rapid Wien, FC Sion und Girondins Bordeaux im damals noch existierenden Europapokal der Pokalsieger aus dem Weg geräumt wurden. Das Athener Finale gegen Ajax Amsterdam mit der Weltklasse um van Basten, Rijkaard oder Wouters bedeutete dann allerdings auch für die Leipziger Bezirksauswahl Endstation. 

 

In diesem Jahr wurde der wohl ewige Zuschauerrekord Deutschlands aufgestellt, im Halbfinale gegen die Franzosen erstürmten die Massen regelrecht das Zentralstadion und kein Strohhalm hätte mehr Platz finden können. Geschätzte 110.000 Fans verfolgten einen der letzten großen internationalen Auftritte Loks.

Im November 1988 gab der zur damaligen Zeit weltbeste Fußballer Diego Maradona mit dem SSC Neapel seine Visitenkarte vor mehr als 85.000 Zuschauern in Leipzig ab. Nach einem Unentschieden in Leipzig schieden die Blau-Gelben durch ein 0:2 am Vesuv aus. Das Ende der internationalen Karriere des 1. FC Lok. 

 

Ganz langsam zeigte sich, dass nicht nur die DDR abgewirtschaftet hatte, sondern auch die Ära der Mannschaft um Trainer Uli Thomale sich dem Ende zuneigte. Für die darauf folgenden internationalen Wettbewerbe konnte sich Lok nicht mehr qualifizieren, in der Meisterschaft fehlte die letzte Konsequenz. In der abschließenden Oberliga-Saison 1990/91 schafften der Club quasi in letzter Sekunde den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nachdem der reguläre siebte Tabellenplatz zum 26. Spieltag nicht erreicht wurde, musste in der Relegation der große Wurf gelingen. 

 

Trainer Böhme wurde abgelöst und für die sechs Endspiele Jürgen Sundermann verpflichtet. Ungewohnt souverän nahm Lok die Hürde und konnte am 23. Juni 1991 den viel umjubelten Aufstieg feiern. Gleichzeitig war es auch das vermeintlich letzte Spiel unter dem glorreichen Namen 1. FC Lokomotive Leipzig.

WIE EIN PHÖNIX AUS DER ASCHE

Die Geschichte dürfte einstweilen jeden Fußballinteressierten in und außerhalb Leipziger Grenzen erreicht haben. Im Hinterstübchen der damaligen Fan‐Kneipe „Treibhaus" schlossen sich Ende 2003 eine Hand voll Anhänger, angeführt vom damaligen VfB-Fanbeauftragten Steffen Kubald, zusammen, um einen eigenständigen Verein zu gründen - sie ließen den 1. FC Lokomotive Leipzig wieder auferstehen. Dessen Hauptaugenmerk eigentlich darin lag, im Falle aller Fälle den über 300 Kindern und Jugendlichen der deutschlandweit bekannten und geachteten Nachwuchsabteilung ein neues zu Hause zu geben. 

Damals dachten die Wenigsten an eine Löschung des VfB aus dem Vereinsregister. Alles kam anders. Das „Tafelsilber" der A‐ und B‐Jugend und weitere Talente lockte nach Saisonende 2003/04 jedoch die bessere, potentere Perspektive des neu gegründeten Nachwuchsleistungszentrums beim FC Sachsen.

Die Wiederauferstehung und ein Weltrekord

Als im Frühjahr 2004 allerdings der Trainerposten der ersten Männermannschaft Rainer Lisiewicz, seines Zeichens ehemaliger Lok-Akteur und gestandener Oberliga‐Trainer, zugeteilt wurde, ließ man erkennen, in ferner Zukunft auch im Herrenbereich gewisse sportliche Ziele anzustreben. Zunächst hieß es aber, kleine Brötchen zu backen. Gleich zum ersten Pflichtspiel des „neuen" 1. FC Lok, der ersten Runde im Leipziger Stadtpokal gegen Böhlitz-Ehrenberg, pilgerten an einem Freitagabend unter Flutlicht weit mehr als 5.000 Fans in das Bruno-Plache-Stadion. Von dieser Euphorie angeschoben, folgte ein Schaulaufen in der untersten Liga des DFB, der 3.Kreisklasse. 

Die weiter ungeahnten Zuschauerströme, wie es sie sogar zu Zeiten der Zweitligazugehörigkeit nur selten gab, von bis zu 12.421 Stadiongängern wie beim Weltrekord-Spiel der untersten Liga im Zentralstadion gegen Eintracht Großdeuben II beschworen einen regelrechten Kult um den „aus Ruinen auferstandenen" 1. FC Lokomotive Leipzig.
 

Die Massen strömten zurück nach Probstheida. Auch, weil viele Helden von einst wie Henning Frenzel, Frank Baum oder Bernd Hobsch in Pflichtspielen noch einmal die Schuhe für „ihren" FCL schnürten. 

 

Zudem lief Rekordnationalspieler Lothar Matthäus im Halbfinale des Stadtpokals 2005 im Dress der Blau-Gelben auf. Seit der Neugründung säumten zehntausende Fans die Stadiontore, um Anteil an den Freundschaftsspielen und Fußballfesten gegen Werder Bremen, Bayer Leverkusen, Hertha BSC (Bundesliga), Athletic Bilbao (Primera Division) oder FC United of Manchester („Rebellenklub" aus England) zu haben. 

 

Den schnellen sportlichen Aufstieg weiter beschleunigen sollte 2005 eine Fusion zweier Torgauer Bezirksklasse‐Vertreter. Den frei gewordenen Platz in der 7. Liga sicherte sich der 1. FC Lok, half gleichzeitig dem Verein in Torgau mit einer „Starthilfe" von 48.000 Euro, und übersprang damit gleich drei Spielklassen auf einen Schlag.

Im Eilzugtempo zurück in die Oberliga

 

In den ersten drei Jahren des Bestehens errang der 1. FC Lok standesgemäß drei Staffelsiege in der 3. Kreisklasse, der Bezirksklasse und Bezirksliga. Nebenbei wurde die Lisiewicz‐Elf dem alten Ruf des Clubs, eine Pokalmannschaft zu sein, mit drei Pokalsiegen nacheinander (Stadtpokal 2005, Bezirkspokal 2006, Bezirkspokal 2007) erfolgreich gerecht. Nicht weniger hochdramatisch wie der Bezirksmeistertitel 2007 geriet die direkt folgende Saison in der Landesliga Sachsen. Dank der Vize-Landesmeisterschaft hinter Erzgebirge Aue II qualifizierten sich die Blau-Gelben für die Aufstiegsrelegation zur Oberliga. Dort stand das Duell gegen den mecklenburgischen Vertreter FC Schönberg an. In zwei spannenden Spielen (2:1-Auswärtssieg, 0:1 daheim) behielten die Leipziger die Oberhand. Der 1. FC Lok war im Eilzugtempo in die Oberliga zurückgekehrt. 

 

Als Aufsteiger lieferten sich das Team in der Spitzengruppe der NOFV Oberliga-Süd monatelang einen fast bis zum Ende packenden Kampf um die Meisterschaft. Ursprünglich sollte die junge Mannschaft in der Spielzeit 2008/09 lediglich so schnell wie möglich den Klassenerhalt sichern. Das war ihr bereits frühzeitig in beeindruckender Manier gelungen. Schließlich reichte es mit Platz drei nicht ganz für einen erneuten Aufstiegs-Coup.

UNBESIEGBARKEIT, BEINAH-AUFSTIEG, POKALTRIUMPHE

Nach fünf vornehmlich von der Euphorie durch Pokalsiege und Aufstiege in den unteren Klassen getragenen Jahren geriet der bis dato erfolgsverwöhnte Kurs des 1. FC Lok ins Stocken. Zwar etablierte sich der Club in der NOFV-Oberliga Süd, konnte den gleichsam selbst gestellten höheren Erwartungen und Ansprüchen aber nicht gerecht werden. 

Sportlich wie strukturell stagnierten die Blau-Gelben zusehends. Allein seit der Ablösung des vierfachen Aufstiegshelden Rainer Lisiewicz wurden bis Herbst 2013 sieben Cheftrainer verschlissen.

Zunächst trat der vorherige Nachwuchskoordinator Jörg Seydler das schwere Erbe von Lisiewicz auf der Trainerbank an. An den ordentlichen Start in die Oberliga-Saison 2009/10 mit neun Punkten aus den unbesiegten ersten fünf Spielen, worunter auch ein 0:0-Unentschieden im Ortsderby gegen den FC Sachsen vor beeindruckender Kulisse von fast 15.000 Zuschauern im Zentralstadion lag, konnte die Mannschaft nicht mehr anknüpfen.

Das etwas zu hoch ausgefallene 0:3 Ende September 2009 vor knapp 11.500 Fans gegen den neugegründeten RB Leipzig läutete recht nahtlos das schrittweise Abrutschen ins triste untere Mittelfeld der Oberliga ein. Einzig bei der tollen Leistung auf Augenhöhe, letztendlich aber bitteren 0:1-Sachsenpokalniederlage (n.V.) gegen den späteren Zweitliga-Aufsteiger Erzgebirge Aue im November ließ das Team noch mal das eigentliche Potenzial aufblitzen. 

Kurz darauf bewegte ein uninspiriertes 0:1 beim VfL Halle Seydler vorzeitig zum Rücktritt. Bis zum Saisonende übernahm der langjährige Co-Trainer Uwe Trommer die Verantwortung. Der FCL landete im zweiten Oberliga-Jahr auf einem wenig zufriedenstellenden zwölften Platz. 

Auch die Hinrunde 2010/11 verlief total verkorkst. Aufgrund diverser Ausfälle und Terminverschiebungen wurden bis Jahresende bloß zehn Partien absolviert, wodurch kaum Spielrhythmus aufkommen konnte. 

Bei einem Sieg und fünf Unentschieden standen daher bis zur Winterpause lediglich acht Punkte auf der Habenseite. Zu allem Übel musste Achim Steffens nur wenige Monate nach seiner Rückkehr zur Loksche Ende Dezember krankheitsbedingt das Traineramt abgeben.

Drei Jahre Oberliga-Tristesse – Geglückte Regionalliga-Qualifikation unter Kronhardt

Einen besseren Einstand als gleich den frenetisch bejubelten 2:0-Derbysieg Anfang Februar 2011 über den FC Sachsen konnte sich Steffens’ vormaliger Assistent und Nachfolger Mike Sadlo derweil kaum wünschen. Auch wenn das spätere Rückspiel gegen die Leutzscher mit 0:2 verloren ging, sollten die Blau-Gelben im weiteren Verlauf ihr Punktekonto noch auf 39 Zähler erhöhen, um die alles andere als komplikationslose Saison auf einem versöhnlichen achten Rang und zwei Plätze vor dem Ortsrivalen abzuschließen. Die beschlossene Neustrukturierung und Aufstockung der Regionalliga auf fünf Staffeln von Sommer 2012 an bedeutete, dass in der Spielzeit 2011/12 drei sichere Qualifikationsränge in der NOFV-Oberliga Süd zu vergeben waren. Doch genau dieses große Ziel schien während einer wiederholt durchwachsenen und wenig konstanten Hinrunde auf der Kippe zu stehen. 

Zu Beginn der Rückrundenvorbereitung trat deshalb Willi Kronhardt, der zwischen 1998 und 2000 für den VfB Leipzig auflief, den Posten des Anfang Dezember 2011 beurlaubten Sadlo an. Nach 22 eingefahrenen Punkten aus elf Punktspielen unter seiner Ägide kam es Mitte Mai zum alles entscheidenden Duell beim unmittelbaren Konkurrenten um das letzte direkte Regionalligaticket VfB Fortuna Chemnitz. Dort zeigten die Probstheidaer Nervenstärke, denn zwei Traumtore von Marcus Brodkorb und Jens Werner sorgten für den Aufstieg und grenzenlosen Freudentaumel bei gut 2.500 mitgereisten Lok-Fans.

Kaum 24 Stunden später ereilte den Club die nächste Hiobsbotschaft, als Kronhardt noch während der Aufstiegsfeierlichkeiten im Bruno-Plache-Stadion seinen Abgang verkündete, um wenig später den neuen Staffelkontrahenten Germania Halberstadt zu übernehmen. Den Verantwortlichen glückte allerdings ein richtig guter Griff, indem sie Kronhardts plötzlich hinterlassene Lücke mit Marco Rose füllen konnten. Von 1987 an hatte das Eigengewächs die Probstheidaer Talentschmiede durchlaufen und den Sprung in den Profibereich gemeistert, ehe er von 2000 an erst bei Hannover 96 und vor allem acht weitere Jahre beim FSV Mainz eine mehr als respektable Erst- und Zweitligakarriere erlebte. Zurück in der Heimat gelang ihm eine nicht weniger außerordentliche Leistung während seiner ersten Cheftrainerstation. Gegen Ende der Vorrunde hatte sich die Mannschaft in der höheren Spielklasse akklimatisiert, was sie folgend mit einem überzeugenden zweiten Halbjahr bestätigte, in dem aus 16 Spielen 23 Punkte eingefahren wurden. Der schlussendlich souverän gelöste Klassenerhalt rückte aber alsbald in den Hintergrund. 

Wie schon in eigentlich vergangen gehofften Zeiten stand im Frühling 2013 nun auch der neue 1. FC Lok unversehens am Rand des Ruins. Im April war die gesamte Führungsetage zurückgetreten, ein vorübergehendes Arbeitspräsidium hatte die Operative übernommen und stand in erster Linie vor der dringlichen Mammutaufgabe, einen Rettungsplan für den zuletzt bis auf 618.000 Euro angewachsenen Schuldenberg aufzustellen.

2013 am Rand des Ruins – 2016: Ungeschlagen zurück in die Regionalliga

 

Entsprechend massive Einschnitte musste auch die Regionalligamannschaft vor der anstehenden Saison 2013/14 verkraften. Sportlich ein herber Verlust, doch angesichts der äußerst angespannten finanziellen Situation nicht umkehrbar, gingen der 1. FC Lok und Marco Rose nach dem Klassenerhalt einvernehmlich getrennte Wege. Carsten Hänsel, zuvor bei der Zweiten des Halleschen FC tätig, versuchte sich an der großen Herausforderung, die arg gebeutelten Blau-Gelben erneut in der vierten Liga zu halten. Unglücklicherweise ereilte sie von Beginn an eine derbe Pechsträhne bis in den frühen Herbst hinein. Das Kapitel Hänsel war schnell beendet und erst am neunten Spieltag gelang unter Interimscoach Eric Eiselt durch das 4:2 über Optik Rathenow ein erster Befreiungsschlag. Nur einen Tag später wurde mit Heiko Scholz ein ebenfalls alter Bekannter auf dem wiederum zu besetzenden Cheftrainerposten vorgestellt. 

 

Mitten in der für den Verein schwierigsten Phase seit seiner Neugründung brachte der Lockenschopf aus der legendären 1987er Europacup-Mannschaft des FCL und spätere DFB-Nationalspieler Schritt für Schritt neue Zuversicht. Allein der beeindruckenden Aufholjagd in der Rückrunde, darunter die ungeschlagene Serie in den letzten sieben Spielen mitsamt den Siegen gegen die Meister Neustrelitz und Vize 1. FC Magdeburg, sollte die Krönung verwehrt bleiben. Ein einziges weiteres Tor am allerletzten Spieltag bei Hertha BSC II (1:1) vor gut 3.000 mitgereisten Leipziger Anhängern hätte schon genügt, um den traurigen Gang zurück in die Oberliga noch zu verhindern.

 

Aber so bitter dieser emotionale Abstieg genauso wie die anschließend von allerlei sportlichen Enttäuschungen gekennzeichnete Oberliga-Saison 2014/15 (Platz vier und verpasster Wiederaufstieg) auch waren: Denkt man an den Sommer 2013 zurück, ist es alles andere als selbstverständlich, dass in Probstheida überhaupt noch ambitionierter Fußball gespielt wird. Nur aufgrund der ungebrochenen Unterstützung und dem nicht selbstverständlichen Vertrauen in größter Not von unermüdlichen Sponsoren, Förderern, Mitgliedern, Ehrenamtlern und Fans sprang der 1. FC Lok dem neuerlichen Kollaps im wahrlich allerletzten Moment von der Schippe. 

 

Erst auf diesem Fundament eröffneten sich unlängst tatsächlich mutmachende neue Perspektiven. Einen Meilenstein bildete dabei das jüngst im September mit der großzügigen Hilfe von Hauptsponsor ETL erworbene Erbbaurecht am Bruno-Plache-Stadion. Sportlich kam das Team von Cheftrainer Heiko Scholz richtig in Fahrt, übernahm am ersten Oktoberwochenende 2015 erstmals die Oberliga-Tabellenführung und holte sich bis einschließlich Februar 2016 ganze 12 Siege in Folge. Drei Spieltag vor Schluss feierten weit über 2.000 Fans bei Askania Bernburg einen 5:0-Erfolg und damit den vorzeitigen Aufstieg in die Regionalliga. Nach 30 Partien war keine einzige Niederlage bei Kapitän Markus Krug und seinen Mitspielern zu verzeichnen. Der FCL blieb als einzige der 288 Mannschaften in den fünf höchsten deutschen Spielklassen ungeschlagen.

2016/17: In der Regionalliga geht's gegen Cottbus, Jena und den BFC

 

Mit zehn Punkten aus vier Spielen startete nach dem Aufstieg die Regionalliga-Saison. Gleich zum Auftakt wurde dem Absteiger Energie Cottbus vor 6.299 Zuschauern im Bruno-Plache-Stadion ein 1:1 abgetrotzt. In der Neuauflage des Klassikers gegen den BFC Dynamo drehte der FCL die Partie und siegte mit 3:2 vor 5.401 Fans. Auf einem guten zehnten Rang wurde der Klassenerhalt sicher geschafft. Im Sachsenpokal-Finale gegen den Chemnitzer FC fehlte am 24. Mai 2017 vor 6.800 Zuschauern in Probstheida das Glück - 1:2. In der Spielzeit 2017/18 erreichte die Mannschaft von Heiko Scholz den sechsten Platz und damit die beste Platzierung seit der Neugründung im Dezember 2003. Eine Saison später wurde dieser Rang bestätigt, allerdings unter dem neuen Trainerteam Björn Joppe und Rückkehrer Rainer Lisiewicz. Coach Heiko Scholz war im September 2018 beurlaubt worden. In Erinnerung blieb vor allem das Sachsenpokal-Halbfinale im April 2019 beim Chemnitzer FC. Nach 120 Minuten stand es 3:3 und nach Elfmeterschießen schließlich 12:13 aus Sicht des 1. FC Lok.

 

2019/20: Regionalliga-Meister und doch kein Happy End

Mit Wolfgang Wolf als neuem Sportdirektor ging es in die Spielzeit 2019/20. Der erfahrene Ex-Spieler und Trainer übernahm im Oktober 2019 auch als Coach und blieb bis Ende Februar 2020 ungeschlagen. Danach griff die Corona-Pandemie weltweit um sich und der 1. FC Lok wurde mit dem besten Punkteschnitt Meister der Regionalliga Nordost. Gegen den SC Verl, Zweiter der Weststaffel, ging es schließlich um den Aufstieg in die 3. Liga. Aufgrund der Hygienebestimmungen ging es ohne Zuschauer zur Sache. Auf ein 2:2 im heimischen "Bruno" folgte ein 1:1 in Bielefeld gegen die Ostwestfalen. Durch die Auswärtstorregel reichte es ganz knapp nicht für die Rückkehr auf die bundesdeutsche Bühne nach 22 Jahren. Im Juli 2020 übernahm der frühere Spieler von Vorgänger VfB Leipzig Almedin Civa das Regionalligateam als Trainer.

 

2020/21: Landespokalsieg

 

Der 1. FC Lok Leipzig hat sich zum ersten Mal den Sachsenpokal geholt, noch als VfB gelang war das der Reserve im Jahr 1996 gelungen. Djamal Ziane sorgte mit seinem goldenen Tor in der Verlängerung gegen den Chemnitzer FC für Glücksgefühle unter den Lokfans.

 

2021/22: Wieder (offiziell) Erster Deutscher Meister!

 

Mit einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Donnerstag, den 7. Oktober 2021, fusionierten der VfB Leipzig und der 1. FC Lokomotive Leipzig und sind nun endlich wieder eins.

 

2022/23: Pokalsieg vor 10.700 Fans!

 

Die erste komplette Saison nach der Corona-Pandemie verlief für das Team von Almedin Civa sehr erfolgreich: Platz 4 in der Abschlusstabelle der Regionalliga, Djamal Ziane holte die Torjägerkanone und im heimischen Bruno-Plache-Stadion gewann der 1. FC Lok das Endspiel um den Sachsenpokal mit 3:0 gegen Chemnitz. Erstmals seit der letzten Partie in der 2. Bundesliga 1998 war die Zuschauerzahl wieder fünfstellig in Probstheida: 10.700! Am 1. Mai 2023 übernahm Torsten Kracht das Amt des Präsidenten beim FCL. Thomas Löwe war aufgrund eines tragischen Todesfalls in seiner Familie zum 30. April zurückgetreten.

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